Eine verschwurbelte Stellenausschreibung
Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) schreibt auf ihrer Stellenmarkt-Homepage Stellen für Professoren derzeit mit folgendem Textblock aus (hier am Beispiel der Ausschreibung für die W2-Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Methoden der international vergleichenden Sozialforschung im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, Einsendeschluss am 20. April 2010):
“Die Justus-Liebig-Universität Gießen strebt einen höheren Anteil von Frauen im Wissen- schaftsbereich an; deshalb bitten wir qualifizierte Wissenschaftlerinnen nachdrücklich, sich zu bewerben. Aufgrund des Frauenförderplanes besteht eine Verpflichtung zur Erhöhung des Frauenanteils. Die Justus-Liebig-Universität verfolgt auch das Ziel einer verstärkten Gewinnung von Führungskräften mit Gender- und Familienkompetenz. Die Justus-Liebig-Universität versteht sich als familiengerechte Hochschule. Bewerberinnen und Bewerber mit Kindern sind willkommen.”
Was genau versteht die JLU unter “Gewinnung von Führungskräften mit Gender- und Familienkompetenz?” Über das Suchformular der JLU zur “Genderkompetenz” (Stand 2010–03–21 So) findet man Hinweise auf Forschungsprojekte des FB03, zur “Familienkompetenz” keinen Treffer.
Möglicherweise wünscht sich die JLU etwas sehr Sinnvolles, allein es ist als nicht so recht möglich über ihre Homepage herauszufinden, worum es genau geht.
Eine Suche über as Portal http://www.hessen.de brachte auch keine Erhellung; also suchte ich über die Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Dieses ist laut seiner Homepage http://www.gender-mainstreaming.net das federführende Ressort für die “Anwendung des Leitprinzips Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Bundesregierung”. Mit dem vom Ministerium geförderten GenderKompetenzZentrum, einem Forschungsinstitut an der Humboldt-Universität Berlin, wird diese Arbeit begleitet und unterstützt. Dort lese ich folgende Definition:
“Gender-Kompetenz ist die Fähigkeit von Personen, bei ihren Aufgaben Gender-Aspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten. Gender-Kompetenz ist eine Voraussetzung für erfolgreiches Gender Mainstreaming. Gleichzeitig wird durch die Umsetzung von Gender Mainstreaming neue Gender-Kompetenz erzeugt. Gender-Kompetenz setzt sich aus den Elementen Wollen, Wissen und Können zusammen: (…)”